Theoretisches

THEORETISCHES

Im Folgenden an den geneigten Leser einige Gedanken von mir, welche mich in meinem Schaffens-, vor allem im Gestaltungsprozess, begleiten. Gern höre ich natürlich von Ihrer Reaktion sowie eigenen Gedanken, Theorien und Erfahrungen. Soweit der Blog noch nicht eingerichtet ist, schreiben Sie doch bitte per eMail.

Form ist Kunst und Funktion

Kunst in ihrer Vielfalt ist die freie Interpretation allen Lebens. Schranken setzt nur die Rezeption der Kunst durch den Menschen. In Architektur und Design ist diese Einschränkung gerechtfertigt durch den Auftrag der notwendigen Funktionalität, der Brauchbarkeit. Diese Funktionalität gilt es, künstlerisch zu gestalten. Kunst und Funktion bilden einen wechselseitig differenzierten Prozeß. Besondere Bedeutung dabei hat die Form. Im Kontext unserer Zeit jedoch folgt die Form der Funktion nur allzu oft ohne künstlerische Durchdringung, Funktionelles ist nicht geformt, besitzt keinen Gestaltungswert. Formal legitime Mittel werden übermäßig reduziert auf Gerade und Bogen. Die Form verleugnet sich oder stülpt sich funktionellen Anforderungen nur über. Die Form wird auf einen Minimalismus ausgezehrt, sie wird definiert mit Weglassen, ein „dem – leeren – Raum – überlassen“. Mit dem gedanklichen Fortführen von Linien als Aufgabe des Betrachters ist das Auge des Rezipienten überfordert, es kommt zu keinem Gestalt-Gedanken, zu keinem Objekt-Sujet.

Darin liegt mein Arbeitsansatz. Ich arrangiere Funktion und Form im künstlerischen Prozeß zur Gestalt umfassender Bedeutung, nach Inhalt und Ausdruck, als sinnenfällig wahrnehmbares und als rational wie emotional annehmbares Werk. Von Fall zu Fall, je nach Anforderung der Aufgabe, variiert die Gestalt ihre Mittel, sie akzentuiert, betont zum Beispiel das Konstruktive oder die Kunstform oder den erzählerischen Leitgedanken und schließt auch formale Abstraktion ein. Wichtig dabei ist die formale Spannung. Sie kennt durchaus auch die reduzierte Linie und Struktur, verbindet die Reduktion jedoch mit gestalterischer Progression, u.a. durch ein Assortiment an Details, das Spannung erzeugt und den Grundgedanken, die Idee des Ganzen, stimuliert. Dabei soll die Sache auch den Sinnen erquicklich, dem Auge erfreulich sein. Man soll seinen Spaß daran haben, soll dem Spiel auch der kleinteiligen Form folgen können. Die Gestaltung soll animieren, mit ihr vielfältig in Kontakt zu treten, das Geschaffene anzufassen und damit zu erfassen – sich mit ihm zu identifizieren. Diese Identifikation zu bewirken, ist für mich der künstlerische Auftrag, die Gestaltungsaufgabe – in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und für potentielle Interessenten.

Stahl

Stahl ist aufgrund der physikalischen Eigenschaften seiner Atome ein zäher Werkstoff. Er ist hart, aber nicht spröde – er ist formbar, knetbar. Man kann ihn Dehnen, Strecken. Reicht dies nicht aus, kann man ihn schweißen und bleibt dabei materialgerecht – man verwendet nur ein und denselben Werkstoff. Ein einfaches Stück Stahl definiert sich in seinem Volumen durch Länge – Breite – Höhe; und eben in der Physik des Stahles liegt es begründet, eine oder mehrere dieser Raumkomponenten um ein Vielfaches verlängern zu können und – sind es nur ein oder zwei – an die Grenzen der Festigkeit zu stoßen! In der Industrie, im Maschinen-, Brücken- und Stahlbau von größtem Nutzen, ist es im künstlerischen Umgang mit Stahl eine geradezu zwingende Möglichkeit, diese seine Natur raumgreifend und raumbildend auszukosten und es ist Reiz genug, sich selbst und seine Energie zu diesen Dimensionen in ein Verhältnis zu setzen.

Ästhetik der Restaurierung

Restaurierung und Rekonstruktion – Bewahrung bzw. Wiederherstellung von Geist und Lehre des Alten über ein Medium. Wenn wir aber ein Gitter einer Eingangstür nach der Restaurierung aus Gründen der Wirtschaftlichkeit mit Kreuzschlitz-
schrauben montieren, ignorieren wir eine wesentliche Lehre dessen, was wir als Schönheit am Alten so schätzen: Immaterielle Wertschöpfung fragt nicht nach monetären Zwängen. Im Kontext der Gegenwart scheitert sie meist daran.
Auch der den Wert Schöpfende, der Künstler, Architekt, Handwerker, kann sich nicht wirtschaftlichen Dingen verschließen, aber er sollte darüber in seinem Auftrag nicht am Detail scheitern.